Die allgegenwärtige Versuchung

Sexuelle Reinheit als Geschenk Gottes

Man versucht ihr zu entkommen, doch sie ist fast allgegenwärtig. Überall trifft man sie bewusst oder unbewusst an. Man wird von ihr überrascht und überrumpelt, manchmal ganz direkt, ein andermal eher verdeckt: Die sexuelle Versuchung.

Sexuelle Unmoral ist in unserer Gesellschaft so „normal“ geworden, dass wir sie oft nur noch unterschwellig wahrnehmen. Wir sind mittlerweile abgestumpft. Die Veränderung ist so schleichend gekommen, dass wir die bestehenden Verhältnisse in unserem Leben weitgehend tolerieren.

Man surft im Internet und wird von Werbe-Popups mit halbnackten Frauen, Webcam-Einladungen oder One-Night-Stand-Angeboten [Sex für eine Nacht] überrascht. Sicherlich gibt es fragwürdige Internetseiten wie zum Beispiel Portale für Videos oder Computerspiele, auf denen man sich nicht zu wundern braucht, von dieser Werbung überrascht zu werden. Aber es reicht auch schon, sich nach 0:00 Uhr auf dem E-Mail-Client „GMX“ einzuloggen, um von solchen Bildern überrascht zu werden. Oder man checkt völlig unschuldig mit „Outlook“ seine E-Mails und liest die Meldung „10 neue Nachrichten“, wovon aber mindestens die Hälfte Spam- oder Junk-Mails [Werbung] sind – meistens mit ähnlichen Inhalten wie bereits erwähnt. Jeder, der dieses Problem kennt, ist dankbar um einen guten Spamfilter, der solche unerwünschten E-Mails im Vorhinein aussortiert.

Das Fernsehen, eine mindestens genauso gefährliche Quelle, liefert genügend Bild- und Tonmaterial, um eine ständige Versuchung zu sein. Was früher für anstößig gehalten wurde und nur zu später Stunde auf ausgewählten Kanälen lief, bekommt man jetzt ungewollt und fast zu jeder Tageszeit ins Wohnzimmer geliefert. Früher habe ich noch erlebt, dass bei Sex- oder Gewaltszenen das Videoband vorgespult wurde, um sich vor negativen Einflüssen zu schützen. Im Zeitalter der DVD hat man das komischerweise verlernt, obwohl es heute die Kapitel-Funktion [zum abschnittweisen Vorspringen] gibt.

Auch wenn man kein Internet nutzt und seinen Fernseher bereits rausgeschmissen hat, wird man merken, dass die gleiche Versuchung auf der Straße lauert, denn die Mode trägt ihren Teil dazu bei. Leicht bekleidet und vor allem weibliche Kurven betonend, machen die Frauen einem Mann das Leben schwer. Ja, es ist heute sogar normal, dies als Manipulationsmethode zu nutzen.

Aber es ist ja nicht nur die optische Versuchung. Ganz unbemerkt werden wir im Alltag durch sexistische Bemerkungen oder Doppeldeutigkeiten ständig mit dem Thema konfrontiert, und das in einer Art und Weise, wie es Gott sicherlich nicht vorgesehen hat.

Ob es uns bewusst ist oder nicht: All das hat Einfluss auf uns. Es verändert unser Denken, unsere Vorstellung davon, wie Gott sich Intimität gedacht hat, und die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen.

1. Meine eigene Erfahrung – wie es mich veränderte

Zehn Jahre meines Lebens habe ich mich dieser allgegenwärtigen Versuchung hingegeben und wurde immer tiefer in sie hineingezogen. Unter dem wachsenden inneren Druck fing ich damals an, mich selbst zu befriedigen. Am Anfang waren es nur die Bilder von Frauen in Damenunterwäsche, etwas später, vor allem durch Neugier und das entfachte Verlangen nach mehr, der Blick in ein Pornoheft am Kiosk oder in der Tankstelle. Doch als das Flatrate-Zeitalter fürs Internet anbrach und es keine finanziellen und zeitlichen Einschränkungen mehr gab, wuchs mein Hunger nach nackter Haut immer mehr. Anfangs mied ich noch die Hardcore-Pornoseiten, weil es mich ekelte. Doch irgendwann befriedigten die Tagesgirls mich nicht mehr, und so rutschte ich immer tiefer hinein. Ich verbrachte Stunden auf solchen Webseiten, und es wurde zur Gewohnheit, mehrmals die Woche Pornobilder und -filme zu konsumieren.

Ich bemerkte gar nicht, wie sich meine Wahrnehmung veränderte. Frauen wurden für mich zum reinen „Sexobjekt“. Ich reduzierte sie auf ihre Figur und die sexuellen Reize, die sie mir boten. Die Frauen, die sich sexuell aufreizend anzogen, bekamen meine volle Aufmerksamkeit. Wenn eine Frau mir diesen sexuellen Kick nicht bot, war sie schlichtweg uninteressant. Dazu kam, dass ich unbewusst das Idealbild einer Frau nur noch auf die perfekten Körpermaße beschränkte. Tagsüber konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, die Frauen, die ich antraf, in Gedanken auszuziehen. Leider bin ich da keine Ausnahme – sehr vielen Männern geht es ähnlich.

Da bei Männern das Vorspiel zum Sex überwiegend über die Augen abläuft, war es kein Wunder, dass ich abends dem aufgebauten Druck nicht mehr standhalten konnte und mich selbst befriedigen musste. Ich merkte, wie sich mein Leben immer stärker nach dem sexuellen Kick ausrichtete. In dieser Zeit war mir selbstverständlich immer bewusst, dass diese schlechten Angewohnheiten nicht zu einem christlichen Leben gehörten, wie es die Bibel aufzeigt. Doch ich war einfach zu schwach. Ich konnte diese Sünde nicht lassen, und sie lähmte mein Glaubensleben. Ich war gefangen in meiner Lieblingssünde.

Als ich dann eine sympathische, junge Dame kennenlernte, war mir von Anfang an klar, dass keine Beziehung mit ihr in Frage kommen würde, da sie nicht dieselben Glaubensgrundsätze teilte. Trotzdem wurde die Freundschaft immer enger. Obwohl für mich Körperkontakt in eine Beziehung gehörte und ich diese ja nicht wollte, beschäftigte mich der Gedanke immer mehr, wie es wohl sein würde, sie doch einmal zu küssen. Und eines Abends kam der Moment, wo ich es tat. Noch ahnte ich nicht, dass dies der erste Kompromiss von vielen sein würde.

Der körperliche Kontakt nahm immer mehr zu. Eigentlich pflegten wir eine rein körperliche Beziehung ohne jegliche Verpflichtung. Sie respektierte meine Einstellung in Bezug auf vorehelichen Sex, aber es gab viele andere Grenzen, die wir immer wieder übertraten. Nicht weil sie mich dazu getrieben hätte – nein, einfach weil ich zu schwach war, der Versuchung zu widerstehen. Die „Übertritte“ häuften sich, und so verschoben sich die Grenzen ganz still und heimlich immer weiter. Was früher unbestreitbar zu den Früchten des verbotenen Baumes gehört hatte, beanspruchte ich nun als „mein gutes Recht“.

Satan redete mir ein, dass es so schlimm nicht sei, da ich mich ja eh ständig selbst befriedigte. Wo war der Unterschied, wenn ich sowieso schon in Sünde lebte? Ich glaubte dieser Lüge und fing an, die Grenzübertritte bewusst zu tolerieren. Immer häufiger erwischten wir uns beim offenen „Petting“ [intime Berührungen], und der Drang nach mehr wuchs. Eines Nachts hätten wir wohl auch die letzte Schranke durchbrochen, wenn mich Gott nicht auf unerklärliche Weise herausgeholt hätte. Das sage ich keineswegs, um mich irgendwie zu rühmen, denn auch ohne das war ich bereits viel zu weit gegangen und hatte vor Gott gesündigt. Trotzdem bin ich ihm unheimlich dankbar, dass er mich vor diesem letzten Schritt bewahrt hat – auch wenn ich nun die Konsequenzen meiner Fehltritte tragen muss, denn die sexuellen Bilder, Erlebnisse und Fantasien belästigen mich in Gedanken immer wieder. Und wenn man den Ehepaaren, die Ähnliches erlebt haben, Glauben schenken darf, dann wird das auch noch später in der Intimität mit meiner Frau ein Problem werden. Umso wichtiger, sich so früh wie möglich davor zu schützen!

Schon viel zu oft hatte ich Gott wegen meiner Lieblingssünde um Vergebung gebeten. Ich fühlte mich unwürdig und nicht gut genug. Ich wollte geistlich wachsen, doch ich war wie gelähmt! Meine Beziehung zu Gott litt darunter. Ich kämpfte jahrelang und war immer noch gefangen. Mich belastete dieses Doppelleben, und ich wollte auf gar keinen Fall mit 50 Jahren immer noch mit genau demselben Problem zu kämpfen haben. Ich wollte wirklich frei werden! Nicht dass ich vorher nicht auch gewollt hätte, doch an diesem Punkt wollte ich es mehr denn je – und zwar um JEDEN Preis!

2. Gott von ganzem Herzen lieben – das Dilemma der Lieblingssünde

Da ich den Begriff „Lieblingssünde“ gebraucht habe und man so viel in dieses Wort hineinlesen kann, will ich es an dieser Stelle kurz definieren: Die Lieblingssünde ist die Sünde, die du immer wieder tust, obwohl du weißt, dass es nicht richtig ist. Sie stört deine Beziehung zu Gott, aber in der Versuchung bist du zu schwach, ihr aus eigener Kraft zu widerstehen.

In diesem Zusammenhang muss dir bewusst sein, dass Sünde etwas kostet. Sie kostet dich etwas, sie kostet deine Frau und deine Familie etwas, sie kostet deine Gemeinde etwas, sie könnte eines Tages auch deine Kinder etwas kosten! Denn alle diese Parteien sind betroffen von deiner geistlichen Verfassung, deinem geistlichen „Wohlstand“. Es geht beim Thema „Lieblingssünde“ nicht nur um dich!

Doch was ist das Kernproblem der Lieblingssünde? In 5. Mose 6,5 steht:

Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.

Als ich das las, wurde mir sofort klar, wo die eigentliche Ursache lag. Wir haben einen ganzen Katalog von Gesetzen, die uns eine Last sind, solange wir nicht das Kernproblem lösen. Die LIEBE ist die stärkste und machtvollste Kraft, die alles andere möglich macht! Denn wenn eine Handlung aus Liebe entsteht, dann ist sie ECHT und kein Zwang. Ich stellte mir an diesem Punkt aufrichtig die Frage: „Liebe ich Gott überhaupt?“ Mir wurde schnell bewusst, dass ich die Sünde mehr liebte als Gott. Nur deshalb entschied ich mich im Moment der Versuchung immer wieder für sie und nicht für Gott.

Doch in diesem Bibelvers steht noch viel mehr. Wir sollen Gott über alles in dieser Welt lieben, mit so viel Kraft und Leidenschaft, wie wir nur aufbringen können. Wir demonstrieren unsere Liebe zu Gott, indem wir unsere Gedanken und Energien auf die Dinge konzentrieren, die ihm gefallen und die wir nach seinem Willen tun sollen.

Die Frage ist: Wie können wir Gott wirklich von Herzen lieben lernen? Nur wenn wir der Beziehung zu Gott genügend Zeit einräumen und mit aufrichtigem Herzen suchen, können wir ihn erkennen und ihn wirklich lieben lernen. Stell dir einmal offen und ehrlich folgende Fragen:

Wie viel Zeit investiere ich darin, Gott persönlich kennenzulernen? Suche ich in der Bibel nach Hinweisen, wie Gott ist und was er mit mir vorhat? Gebe ich Gott so viele Chancen wie dem Internet, Romanen oder anderen Männern bzw. Frauen? Habe ich Stunden, in denen ich von Gott weglaufe und mich stattdessen mit Fantasien, Büchern, Filmen, Masturbation etc. „selbst beglücke“? Glaube ich aufrichtig, dass Gott alle meine Bedürfnisse stillen kann? Bin ich bereit, diesen Glauben zu testen, indem ich mich ganz auf Gott verlasse und alle Dinge, Menschen und Gedanken loslasse, mit denen ich meine Angst, Schmerzen oder Einsamkeit zu betäuben versuche?1

Ich machte mit Gott einen „Deal“: Er sollte in mir die Liebe zu ihm entfachen, und ich würde dafür die bestmögliche Grundlage schaffen, indem ich Gott an jedem Morgen und Abend die Zeit schenkte, die ihm gebührt. Als ich Gott in seinem geschriebenen Wort und im Gebet ganz neu erkannte, merkte ich sehr schnell, dass ich bisher ein falsches Gottesbild gehabt hatte. Das „geheuchelte Christsein“ und der sterile Umgang in den Gemeinden hatten aus mir einen heuchelnden, richtenden, werksgerechten Christen gemacht.

3. In der Abhängigkeit von Gott leben

Das alles passierte in einer Zeit, wo ich mich der bis dahin größten Herausforderung meines Lebens stellte: Ich entschied mich mit 27 Jahren, doch noch ein anspruchsvolles Studium zu beginnen – ein Projekt, von dem ich wusste, dass ich es aus eigener Kraft nicht bewältigen konnte. Mein Abitur war für mich bereits eine Riesenhürde gewesen! Warum also ein „Selbstmord-Studium“ wählen?! Ich weiß es nicht. Ich glaube, es war einfach von Gott so gewollt.

Und so geriet ich in die Abhängigkeit von Gott. Obwohl ich mich ausführlich informiert hatte, wie hart das Uni-Leben sein würde, kam es noch schlimmer als gedacht. Ich wurde von der Menge und Komplexität des Lernstoffes völlig erschlagen. Die ersten vier Wochen wollte ich einfach nur nach Hause und meiner gewohnten Arbeit nachgehen. Doch durch die Ermutigung von Familie und Freunden gab ich dem Ganzen eine Chance und klammerte mich mit aller Kraft an Gott. Mir wurde bald klar, dass ich maximal 20 % der geforderten Leistung aus eigener Kraft erbringen könnte, und so bat ich Gott um die restlichen 80 % als seinen Segen. Je mehr ich ihn darum bat, desto deutlicher sagte er mir, er würde mich segnen, wenn ich meine Lieblingssünde ließe.

Jeden Tag an der Universität wurde mir bewusst, wie abhängig ich von Gott war und dass ich nur aus seiner Gnade bestehen konnte. Gleichzeitig wurde mir klar, dass ich in Bezug auf meine Sünde in derselben Abhängigkeit leben musste. Jeden Morgen übergab ich Gott mein Leben und bat ihn um eine persönliche Erweckung durch den Heiligen Geist. Während des Tages bat ich Gott immer wieder um Weisheit und Schutz vor der Versuchung. So fing ich an, aus seiner Gnade zu leben, und es stellte mein Glaubensleben, wie ich es bisher gekannt hatte, auf den Kopf. Ich bat Gott, mir Erkenntnis zu schenken über die Auslöser, die ich meiden musste, um von meiner Sünde frei zu werden. Nach und nach zeigte er mir, wie ich meinen Alltag gestalten sollte, um der Versuchung widerstehen zu können, und durch Gottes Gnade wurde es möglich, immer längere Zeit sexuell rein zu bleiben.

Gott kann uns nur in vollem Ausmaß segnen, wenn wir aufhören, Kompromisse mit der Sünde einzugehen. Wir dürfen mit der Sünde nicht umgehen, als wäre sie ein harmloses Spiel! Ich war zehn Jahre meines Lebens im Pornokonsum gefangen, doch erst jetzt im Nachhinein sehe ich, was für einen Schaden es angerichtet und wie weit es mich von Gott weggeführt hat.

4. Nicht in Sünde leben – alles Gott bekennen!

Eines meiner Probleme war: Wenn ich der Versuchung nicht widerstanden und gesündigt hatte, ging ich nie gleich zu Gott, um Vergebung zu erlangen. Satan manipulierte mich und redete mir ein: „Du darfst nicht mehr zu Gott kommen! Du bist zu schlecht und zu sündig! Er kann dir gar nicht mehr vergeben! Du hast seine Gnade viel zu oft missbraucht!“ Glaube dieser Lüge NIE! Denn in Jesaja 54,10 steht:

Die Berge mögen weichen und die Hügel wanken, aber meine Gnade wird nicht von dir weichen und mein Friedensbund nicht wanken, spricht der HERR, dein Erbarmer.

Oft vergingen 3 – 4 Tage der „Funkstille“, bis ich mich wieder traute, Gott um Vergebung zu bitten und mein Leben neu auf Gottes Reich auszurichten. Es ist geistlicher Selbstmord, wenn wir in Sünde leben, die wir Gott nicht bekannt haben! Satan hat in dieser Zeit einen Besitzanspruch auf uns. Du beraubst dich wertvoller Qualitätszeit mit Gott, vor allem aber Zeit, in der Gott an dir wirken will, es aber nur in einem gewissen Umfang tun darf! Durch die Phasen der Funkstille verhungerst du und fängst immer wieder bei Null an. Du bewegst dich im „Stop-and-go-Modus“ und kommst nur langsam voran. Du willst geistlich wachsen, schränkst dich aber selbst ein.

Mir wurde dieser Zusammenhang erst bewusst, als ich folgende Geschichte hörte: Ein Missionar fuhr mit dem Reisebus nach Florida. Neben ihm saß ein Mexikaner, mit dem er eine Unterhaltung anfing. Als der Missionar fragte, was er denn hauptberuflich arbeite, antwortete jener, er sei Hexenmeister und würde Menschen gegen Bezahlung verfluchen, sodass sie krank werden oder sterben. Am häufigsten würden seine Kunden von ihm verlangen, einen Ehemann zu verfluchen, damit die Ehe zerbricht und sie dessen Frau haben könnten. Der Hexer meinte zum Missionar, er könne ihm auch seine Frau wegnehmen. Der widersprach ihm mit der Begründung, er könne seine Macht nur bei Menschen ausüben, die in Sünde lebten. Der Hexer gab ihm zögerlich recht, wollte aber erst noch einiges über ihn wissen. Er stellte ihm vier Fragen, von denen die letzte lautete: „Lebst du oder deine Frau in einer Sünde, die ihr Gott nicht bekannt habt?“ Als der Missionar alle vier Fragen verneinte, gestand der Hexenmeister, er habe keine Macht über ihn und seine Frau.2

Satan hat Anspruch auf uns, wenn wir mit einer Sünde leben, die wir Gott nicht bekannt haben. Ellen G. White bestätigt diesen Zusammenhang:

Lassen sich die Menschen darauf ein, auch nur ein Gebot zu übertreten, so begeben sie sich unter Satans Gewalt. (LJ 765)

Wenn du auch so lebst, wie ich es getan habe, dann hör ohne zu zögern damit auf! Es ist entscheidend, nach jeder Niederlage sofort zu Gott zu kommen, um reinen Tisch zu machen. Und das Tolle ist: Gott schenkt dir dadurch echte Reue und Trauer. Sprich die Fehler vor Gott direkt und detailliert an, und dir wird bewusst werden, wie sündig du wirklich bist und wie oft du Gottes Gnade in Anspruch nehmen musst. Dadurch wächst in dir tiefe Dankbarkeit! Du fängst an, Gott zu lieben, weil er so viel GNADE für dich hat, und die Sünde zu hassen, weil sie dich von Gott trennt und die Beziehung zu ihm stört. Und der Wunsch entsteht, den auch David hatte:

Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz, und erneuere in mir einen festen Geist! (Ps 51,12)

5. Aus Gnade leben – Vergebung erfahren und praktizieren

In der Zeit, als ich zum „Dauerkunden“ der göttlichen Gnade geworden war, fragte Gott mich einmal während meiner Andacht: „Was machst du eigentlich mit all der Vergebung, die ich dir schenke?“ Ich antwortete: „Gott, ich lebe daraus! Endlich hat Satan keinen Besitzanspruch mehr!“ Er entgegnete: „Du darfst sie nicht für dich behalten! Fang an, sie zu leben, zu praktizieren!“ Kurz darauf stolperte ich über den Vers in Lukas 11:

Vergib uns unsere Sünden, denn auch wir vergeben jedem, der uns etwas schuldig ist! (Lk 11,4)

Ich fragte Gott im Gebet, wie ernst er diesen Vers meinte: „Kannst du mir überhaupt vergeben, wenn ich meinem Mitmenschen nicht vergebe?!“ Er antwortete: „Bist du abhängig von meiner Gnade?“ Mit voller Überzeugung bestätigte ich das mit einem: „Ja – und das zu 100 Prozent!“ Gottes Geist wirkte an meinem Herzen und zeigte mir, dass meine Mitmenschen genauso abhängig von meiner Gnade waren, wie ich es von Gottes Gnade war. So begann ich damit, sehr viele Klärungsbriefe zu schreiben und all die Menschen um Vergebung zu bitten, die Gott mir vor Augen führte, weil ich mich an ihnen versündigt hatte.

Irgendwann legte Gott mir einen Namen aufs Herz, wo ich aus meiner Sicht gar nicht schuldig geworden, sondern vielmehr das Opfer gewesen war. Also fing ich an, mit Gott zu diskutieren: „Gott, ER muss kommen und MICH um Vergebung bitten! Ich bin UNSCHULDIG!“ Wieder stellte Gott mir dieselbe Frage: „Lebst du ganz von meiner Gnade? Dann lass auch ihm Gnade widerfahren. Vergib ihm und finde endlich Frieden!“ Erneut las ich einen Text, der Gottes Antwort nur bestätigte:

23 Wenn du nun deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat,

24 so lass deine Gabe dort vor dem Altar und geh zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und opfere deine Gabe! (Mt 5)

Warum warten wir oft stur, bis der andere endlich kommt? Versuchen wir lieber, den Frieden so schnell wie möglich wiederherzustellen und Gottes Vergebung in vollem Ausmaß zu empfangen! Berauben wir uns nicht des Segens! Wahre Vergebung für die eigenen Sünden erkennt man daran, dass man bereit ist, anderen auch zu vergeben. Ich behaupte sogar, dass wer nicht bereit ist zu vergeben, Vergebung nicht wirklich verstanden und erfahren hat! Wer sich so verhält, macht sich schuldig – das zeigt das Gleichnis vom Schuldner unmissverständlich.

Am Anfang kostet es einen sehr viel Kraft und Überwindung! Unser persönlicher Stolz und die verletzten Gefühle sind unsere größten Gegner. Aber der Lohn ist es allemal wert: endlich wahrer Friede mit Gott und den Mitmenschen! Am Kreuz zu knien, ist der höchste Punkt, den wir auf dieser sündigen Erde erreichen können. Dort sind wir dem Himmel am allernächsten.

6. Gottes Prinzip dahinter – sexuelle Reinheit auf allen Ebenen

Was sagt die Bibel zu sexueller Reinheit? Wir alle kennen das siebte Gebot:

Du sollst nicht ehebrechen! (2Mo 20,14)

Gott drückt sich hier unmissverständlich aus, und uns kommt sehr schnell der Gedanke: „So weit bin ich ja noch nie gegangen. Ich war ja noch mit keiner Frau (bzw. keiner fremden) im Bett.“ Vielleicht sollten wir uns deshalb angewöhnen, viel öfter die Bergpredigt zu lesen, wo der Gesetzgeber selbst das Gesetz auslegt und uns die Prinzipien dahinter aufzeigt. Denn Gott verlangt hier nicht nur Reinheit auf der körperlichen Ebene, sondern auf allen Ebenen! Wir lesen in Matthäus 5,28:

Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren, der hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.

Bisher sind meine Ausführungen sehr „männerlastig“ gewesen, und der Eindruck könnte entstehen, dass die Frauen fein raus sind. Deswegen würde ich diese Textstelle gern einmal umformulieren: „Ich aber sage euch: Jede Frau, die einen Mann auch mit nur einem Blick voller Sehnsucht ansieht, die hat in ihrem Herzen schon Ehebruch mit ihm begangen.“

Wenn wir diese Verse bewusst lesen, wird uns schnell klar, dass wir viel häufiger sündigen, als wir glauben. Können wir dem Anspruch der Bergpredigt überhaupt gerecht werden? Den meisten von uns liegt Gottes Messlatte hier viel zu hoch. So haben wir uns unsere eigene gezimmert, eine schöne mittelmäßige, eine realistische, mit der wir „leben können“! Wir sind zu geistlichen Grenzgängern geworden, und das in vielen Bereichen. Viel zu oft stellen wir die Frage: „Wie weit kann ich gehen und dabei noch Christ bleiben?“, und viel zu selten: „Wie rein kann ich durch Gottes Kraft werden?“

In der heutigen Zeit haben wir uns so an sexuelle Unmoral gewöhnt, dass wir sie nicht als abstoßend empfinden – und deshalb auch tolerieren! Masturbation zum Beispiel ist nicht die Ursache, sondern ein Symptom. Aber was ist die eigentliche Ursache für sexuelle Unreinheit? Es ist das BEGEHREN, mit den AUGEN und mit dem HERZEN! Gott verlangt sexuelle Reinheit auf allen Ebenen unseres Wesens: von unseren Gedanken über die Gefühle und bis hin zu unserem Körper.

7. Das Begehren als Kernproblem

Kann es sein, dass wir Männer mit den Augen begehren und die Frauen mit dem Herzen? Dass beide Parteien einen ähnlichen Kampf haben, nur auf zwei ganz unterschiedlichen Ebenen? Der Kampf der Männer entzündet sich am Offensichtlichen und Unübersehbaren. Der Kampf der Frauen dagegen beginnt im Geheimen und Verborgenen.

Männer wie Frauen suchen geistige, emotionale und körperliche Gemeinschaft. Bei den meisten Männern ist dabei meist das Körperliche die treibende Kraft, bei den Frauen ist es umgekehrt. Wenn es ein Bedürfnis gibt, das bei den meisten Frauen über allen anderen steht, dann ist es das emotionale. Ihr Herz schreit nach jemandem, der ihnen Liebe, Zuwendung und Wertschätzung schenkt. Ein Ort, an dem sie sich geborgen fühlen können.3

Beim Mann beginnt der Kampf typischerweise mit den Augen, denn der sexuelle „Zündschlüssel“ der Männer funktioniert visuell. Wenn wir unseren Augen erlauben, die Reize jeder Frau aufzusaugen und uns an der Erregung zu berauschen, dann betreiben wir gedanklich ein „sexuelles Vorspiel“ und brauchen uns nicht zu wundern, wenn wir dem inneren Drang zur körperlichen Befriedigung irgendwann nicht mehr standhalten können. Gottes Plan für uns ist dagegen, dass wir unser gesamtes sexuelles Verlangen auf die eine Frau ausrichten, der wir einmal die Treue versprechen werden oder bereits versprochen haben. Das bedeutet aber, dass wir unsere Blicke von allem anderen abziehen! Sogar ein gläubiger Mann wie Hiob brauchte diese Entschlossenheit:

Einen Bund habe ich mit meinen Augen geschlossen. Wie hätte ich da auf eine Jungfrau lüstern blicken sollen? (Hiob 31,1; Elberfelder)

Ganz zu Beginn seines Buches lesen wir über ihn:

Dieser Mann war rechtschaffen und redlich und gottesfürchtig und mied das Böse. (Hiob 1,1; Elberfelder)

Wenn es schon damals notwendig war, einen Bund mit seinen Augen zu schließen, um vor Gott rechtschaffen zu bleiben, wie viel mehr sollten wir dann heutzutage auf unsere Augen achten! Der Verfasser Stephen Arterburn berichtet davon, wie positiv dieser Bund unser Leben beeinflussen kann:

Ich hatte nie größere sexuelle Sünden begangen, aber ich hatte auch nicht auf meine Augen aufgepasst. Ich sah die Filme, die ich sehen wollte. Oft schaute ich die jüngeren Kolleginnen in der Firma länger als notwendig an. Aber jetzt, nach dem Vortrag von Fred (über sexuelle Reinheit), kam ich ins Grübeln. Ich merkte bald, dass meine Augen mehr auf der Suche nach sexuellen Bildern waren, als ich gedacht hatte. Hatte ich vielleicht deswegen meinen Appetit auf Regina verloren? Ich fing an, meine Augen zu entwöhnen – und das Ergebnis war fast unglaublich! Jetzt ist Regina mir nicht mehr bloß meine Freundin, sondern meine Geliebte. Und komisch – seit ich meine sexuellen Kalorien nur von ihr beziehe, ändert sich mein Geschmack … Das, was mir früher eigentlich zeigte, wie viel sie zugenommen hatte, macht mir jetzt regelrecht Appetit. Regina mag kein Supermodel sein, aber ich bin ja auch kein Adonis [griech. Schönheitsgott]. Für mich ist sie Miss Amerika.4

Was passiert mit den „Informationen“, die wir durch Augen und Ohren in uns hineinlassen? In der Regel werden sie in unseren Gedanken entweder aktiv oder passiv verarbeitet. In diesem Zuge fangen wir oft an zu vergleichen, und das ist „tödlich“. Das Schlimme am Vergleichen ist, dass wir am Ende das eine als „gut“ und das andere als „besser“ bewerten. Wenn eine Frau zum Beispiel ihr Aussehen mit einer anderen vergleicht, dann gibt es immer einen Gewinner und einen Verlierer. Ist sie selbst der Gewinner, wird sie bewusst oder unbewusst ihr Ego damit füttern und womöglich arrogant auf die andere herabblicken. Ist sie der Verlierer, wird sie sehr unglücklich sein und sich hässlich und unzufrieden fühlen. Womöglich macht sie sogar Gott dafür verantwortlich! Egal, was bei ihrem Vergleich herauskommt: Es führt nie dazu, dass sie Gott mit einem demütigen und kindlichen Herzen dankt.

Wenn ich feststelle, dass mein Gegenüber etwas hat, das ich nicht habe, aber liebend gerne hätte, dann fange ich an zu „begehren“. Wird dieser Wunsch immer stärker, weil er laufend mit Vergleichen gefüttert wird, dann entwickelt er sich zu einem „Dauerwunsch“, der sich fest in mir einwurzelt – in meinem Herzen, dem Ort meiner intimsten Gefühle, Ziele, Sehnsüchte.

Ist das Vergleichen erst zur Gewohnheit geworden, wird uns der Ehering später auch nicht mehr davon abhalten (genauso wenig, wie die Intimität mit deiner Frau / deinem Mann dich davor schützen wird, der Gewohnheit des Begehrens oder der Selbstbefriedigung nachzugehen). Wir werden unseren Partner genauso mit anderen vergleichen, wie wir es bisher getan haben – mit dem gleichen Ergebnis, wie oben erwähnt: Es gibt immer einen Verlierer, und das ist, da das Neue und Unbekannte uns oft reizvoller erscheint, schnell der eigene, „altbekannte“ Partner. Das ständige Vergleichen führt dazu, dass wir am anderen vor allem das sehen, was wir als störend empfinden. Unzufriedenheit ist die Folge. Wird dieser Prozess nicht aufgehalten, ist der nächste Schritt, dass wir anfangen, uns nach jemandem zu sehnen, der unsere Erwartungen besser erfüllen kann als unser Gegenüber, sei es körperlich, geistlich, emotional oder intellektuell.

Ein weiteres Problem in diesem Zusammenhang ist, dass wir unseren Selbstwert von menschlicher Anerkennung und Aufmerksamkeit abhängig machen. Statt dass wir unseren Wert von unserem Schöpfer beziehen, der in Wirklichkeit der Einzige ist, der unseren Wert in seiner ganzen Tiefe ausloten kann, investieren wir viel zu viel Zeit und Energie in das vergebliche Unterfangen, die Leere und Unzufriedenheit in uns von unseren Mitmenschen füllen zu lassen. Eine Frau, deren Selbstachtung in Scherben lag, schrieb über diese weit verbreitete Illusion:

Wenn ich nur endlich den richtigen Mann hätte, der mich attraktiv findet – dann könnte ich vielleicht selbst glauben, dass ich attraktiv bin. Aber als ich meinen Ehemann fand, löste das mein Problem nicht. Selbst mit dem Ehering am Finger war meine Antenne noch auf Männer-Empfang: War da jemand, der mich beachtete?5

Eine andere Sackgasse auf der Suche nach echter Erfüllung ist das Verlangen nach Macht. Wenn junge Frauen zum Beispiel entdecken, dass sie mit ihren Kurven oder ihrem Lächeln die Köpfe der Männer verdrehen können, erwacht in ihnen ein Gefühl der Macht, das sie vor ihrer Pubertät nicht kannten. Für einige ist diese Macht geradezu berauschend, ja süchtig machend. Hier das offene Geständnis einer Frau:

Ich nutzte die Schönheit, die Gott mir gegeben hatte, nicht zu seiner Ehre, sondern als Köder für Männer, die mein ICH aufbauschen sollten. Ich führte diese Männer nicht näher zu Gott, sondern wünschte mir unbewusst, dass sie mich anbeten.6

Ich kann als Mann bestätigen, dass eine Frau, die ihre Reize gezielt einsetzt, wirklich eine Macht ausübt, denn es kostet extrem viel Kraft, solchen Reizen zu widerstehen. Auf der anderen Seite glaube ich, dass vielen Frauen gar nicht richtig bewusst ist, dass sie mit enger, kurzer Kleidung oder mit tiefem Ausschnitt eine echte Versuchung sind und von Hunderten von Männern in Gedanken ausgezogen werden …!

An dieser Stelle möchte ich drei gläubige Männer zu Wort kommen lassen, die sich zu dieser Problematik einmal persönlich geäußert haben. Der erste schreibt:

Jeder einzelne Tag an der Uni ist ein Kampf, ein Kampf gegen meine Sünde, ein Kampf gegen die Versuchung, ein Kampf gegen meine verdorbene Gedankenwelt. Jeden Morgen muss ich zu Gott schreien, um Gnade flehen, um Stärke und die Entschlossenheit, den betörenden Reizen zu entfliehen. Der Geist Gottes ist treu und schenkt mir die nötige Erneuerung, die ich im Kampf gegen meine Sünde so dringend brauche, doch die Versuchung bleibt.

Ich bin dankbar, dass Gott mich so erschaffen hat, dass ich Frauen anziehend finde, aber der Campus ist das reinste Minenfeld. Überall sind Frauen, und garantiert laufe ich auf dem Weg zur nächsten Vorlesung an einigen attraktiven Mädchen vorbei. Um unversehrt durchzukommen, muss ich meine Gedanken aktiv beschäftigen, indem ich bete, Bibeltexte aufsage, geistliche Musik höre oder meine Blicke einfach auf den Bürgersteig richte. Oft sind alle vier nötig, wenn ich sicher sein will.

Was Frauen nicht ganz verstehen, ist dass für uns Männer die Versuchung zur Lust nicht einfach aufhört. Sie ist pausenlos, sie ist aggressiv, sie tut, was sie nur kann, um Männer in den Untergang zu treiben. Eine Frau kann sich zur Gehilfin der Versuchung machen oder sich auf die Seite der Versuchten stellen. Möchtet ihr uns in unserem Kampf gegen die Lust nicht beistehen?7

Ein weiterer schreibt:

Erstens: Unter den Männern, die ich kenne, gibt es nicht einen, der nicht irgendwie gegen Lust anzukämpfen hat. Wenn Frauen nur einen Funken Einblick in die männliche Vorstellungswelt hätten, würden sie sich in Zukunft wahrscheinlich völlig anders anziehen.

Zweitens: Gott hat seine Gemeinde als Ruheplatz für Christen geschaffen, als einen Ort, wo Menschen Gott begegnen, ohne die ganzen Ablenkungen. Es ist enttäuschend, wenn ich in die Gemeinde gehe oder zu einer Gemeindeveranstaltung und mit denselben Versuchungen konfrontiert werde wie in der Welt.

Aber ich bin so froh, wann immer ich ein Mädchen oder eine Frau sehe, die dem Herrn und den Männern dienen möchte, indem sie sich zurückhaltend kleidet! Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie wohltuend und inspirierend es ist, eine Frau zu sehen, die ihren Körper nicht zur Schau stellt, wie der Zeitgeist es lautstark von ihr fordert, sondern die sich entschlossen hat, lieber dem Herrn und ihrem Bruder zu dienen. Gott sei Dank für solche Frauen!8

Der letzte Bruder schreibt:

Wenn es einen Ort gibt, wo ich NICHT unbedingt mit Versuchungen rechne, dann ist es die Gemeinde. Aber leider ist das nicht immer der Fall. Wenn eine Frau aus meinem Bekanntenkreis sich provokant anzieht, hat das ganz klar einen negativen Einfluss auf unser Miteinander. Wenn sie unangemessen gekleidet ist, ist es nicht leicht, sie als Glaubensschwester zu sehen. Während ich mich mit ihr unterhalte, spielt sich in mir ein Kampf ab. Die Kommunikation wird schwieriger, denn während ich versuche, ihr zuzuhören, muss ich gleichzeitig gegen die Versuchung kämpfen. Ich glaube auch, dass den Frauen einfach nicht bewusst ist, dass selbst kleine Dinge einen Mann gewaltig ablenken können – z. B. wenn sie nur ein kleines bisschen von ihrem Bauch zeigen.9

Aber auch wir Männer machen es den Frauen nicht gerade einfach. Wir tun etwas Ähnliches, nur auf eine andere Art. Ich muss gestehen, dass ich irgendwann anfing, mit den Mädels um mich herum immer ausgiebiger zu flirten, ohne jedoch wirkliches Interesse an einer Beziehung zu haben. Ich schmierte ihnen gezielt „Honig um den Mund“, weil ich merkte, wie ich damit ihre Sympathie gewann. Dieses Gefühl von Macht gefiel mir – aber es war nicht mehr als ein reiner Egotrip! Ich hätschelte nur mein eigenes ICH. Die Autorin Shannon Ethridge schreibt dazu:

Wir müssen lernen, auf die Motive hinter unserem Handeln zu achten! Wenn wir den Preis der sexuellen Reinheit erlangen wollen, müssen wir möglicherweise auf einige unserer „Freiheiten“ in Bezug auf Kleidung, Denken, Reden und Verhalten verzichten, um in Liebe dem Besten unserer Mitmenschen zu dienen.10

Für eine christliche Frau [oder auch Mann] bedeutet sexuelle und emotionale Reinheit, dass ihre Gedanken, Worte, Gefühle und Handlungen alle eine innere Schönheit und aufrichtige Liebe zu Gott, den Mitmenschen und sich selbst widerspiegeln.11

Es ist eine große Herausforderung, ja sogar ein Kampf, seine Umgangsart und Gewohnheiten in diesem Bereich zu ändern. Dieser Kampf ist aber zwingend notwendig, wenn wir unserem Partner – jetzt oder später einmal – uneingeschränkt treu sein wollen. Noch einmal Ethridge:

Wenn wir uns jedoch Schwärmereien, Fantasien und ungesunden Vergleichen hingeben, überschreiten wir die Grenzen der sexuellen Reinheit und untergraben Gottes Plan, uns echte sexuelle und emotionale Erfüllung durch unseren jetzigen bzw. zukünftigen Ehepartner zu schenken.12

8. Selbstbeherrschung als Gabe des Geistes

Wir müssen einen Bund mit unseren Augen, Ohren und Gedanken, mit unserem Körper und unserem Herzen schließen. Der Schlüssel dazu ist die Selbstbeherrschung. Wir lesen in den Sprüchen:

Eine aufgebrochene Stadt ohne Mauer, so ist ein Mann [oder eine Frau] ohne Selbstbeherrschung. (Spr 25,28; Elberfelder)

Wozu ist eine Stadtmauer da? Natürlich zum Schutz vor dem Feind. Genauso sind wir schutzlos den Angriffen Satans ausgeliefert, wenn wir keine Selbstbeherrschung besitzen.

Doch wie kommen wir dahin, uns selbst im Griff zu haben? In Galater 5 wird die Selbstbeherrschung als Frucht des Geistes aufgezählt. Wir müssen Gott mit aufrichtigem Herzen darum bitten, dass der Geist Gottes uns erfüllt und diese so notwendige Gabe schenkt! Nehmen wir noch einige Verse aus dem zweiten Petrusbrief dazu:

Strengt euch deshalb an, diese Zusagen Gottes in eurem Glauben zu leben. Dann zeigt sich euer Glaube durch ein vorbildliches Leben. Ein vorbildliches Leben aber führt zur tieferen Erkenntnis Gottes. Aus der Erkenntnis Gottes folgt Selbstbeherrschung. Aus der Selbstbeherrschung wächst Geduld und aus der Geduld ein Leben im Glauben zur Ehre Gottes. Aus der Ehrfurcht vor Gott entspringt die Liebe zu den Gläubigen, und aus dieser schließlich die Liebe zu allen Menschen. (2Pe 1,5-7; Neues Leben)

Das finde ich sehr interessant: Petrus weist darauf hin, dass Selbstbeherrschung aus der Erkenntnis Gottes folgt! Umso wichtiger ist es, dass wir Gottes Wesen wirklich verstehen und erfahren. Und letztlich wächst daraus auch, so sagt es der Text, die Liebe zu unseren Brüdern und Schwestern und schlussendlich zu allen Menschen. Und gerade diese Liebe haben wir so dringend nötig, um das Werk zum Abschluss zu bringen!

Wir brauchen Selbstbeherrschung für unsere Augen und für unsere Ohren. Das Wegschauen und das Weghören muss zur Gewohnheit werden. Wir brauchen natürlich auch Selbstbeherrschung in unseren Gedanken; aber den inneren Kampf können wir erst dann wirklich meistern, wenn die „Verteidigungslinie“ der Augen und Ohren funktioniert!

Wenn du damit angefangen hast, Versuchungsgedanken gleich an der Tür abzufangen bzw. sie dann, wenn sie bereits drinnen sind, umzulenken oder ins Leere laufen zu lassen [z. B. durch Beten oder Singen], dann hast du die nötigen Voraussetzungen dazu, ein neues Denken zu lernen, d. h. dein Gehirn systematisch und bewusst mit Dingen zu füttern, die gut für deine Seele sind.13

Wir brauchen Selbstbeherrschung für unser Herz, um es vor ungesunden Sehnsüchten und Beziehungen zu schützen. Wir brauchen sie aber auch für unseren Körper, um ihn ganz zu Gottes Ehre einzusetzen und gesund zu erhalten.

9. Der Versuchung entfliehen

Als ich das Begehren als Kernproblem erkannte und anfing, alle potenziellen [möglichen] Auslöser so gut es ging zu meiden, wurden die Versuchungen erheblich weniger. Was aber tun, wenn uns die Versuchung dann doch mal überrascht? Einfach kapitulieren?

Nein, auf gar keinen Fall. Gott will uns den vollständigen Sieg schenken! Am Beispiel von Josefs Reaktion in der Versuchung können wir einiges lernen. Er antwortete Potifars Frau, die ihn täglich zum Sex verführen wollte:

Wie sollte ich dieses große Unrecht tun und gegen Gott sündigen? (1Mo 39,9; Elberfelder)

In Vers 12 lesen wir weiter:

Er ließ das Kleid in ihrer Hand und floh und lief zum Hause hinaus. (Luther)

Er erkannte die Versuchung als solche und hatte seine Beziehung zu Gott klar vor Augen. Er wusste genau, wie er sich zu verhalten hatte und dass er dieser Versuchung sofort entfliehen musste. Was lehrt uns das? Wir müssen uns unbedingt Schlachtpläne im Voraus anlegen, um in solchen Situationen genau zu wissen, was zu tun ist. Wichtig ist natürlich auch, die Versuchung als solche zu erkennen. Für beides dürfen wir den Geist Gottes um Führung bitten.

Meine eigene Lieblingssünde wollte ich damals schon viele Jahre früher loswerden. Ich hatte auch unzählige Male dafür gebetet. Und Gott will uns tatsächlich zur Seite stehen! Er lässt uns aber auch unsere Entscheidungsfreiheit. Ich hatte zwar zehn Jahre lang bewiesen, dass ich es aus eigener Kraft nicht schaffen konnte, aber mir fehlten andererseits die Liebe und das nötige Vertrauen zu Gott, um mich ganz in seine Hand fallen zu lassen. Und wenn man dann immer wieder versagt, meint man schnell, Gott wolle oder könne einem nicht helfen.

Im Nachhinein muss ich gestehen, dass der Geist Gottes sehr oft in solchen Versuchungen zu meinem Herzen geredet hat. Er wies mich darauf hin: „Du musst dich jetzt entscheiden, für die Sünde oder für Gott!“ Er wollte mich wachrütteln und schützen! Das Schlimme ist, dass wir in solchen Momenten seine Stimme gerne verdrängen. Wir können uns viel Stress ersparen, wenn wir bereit sind, in JEDER Situation mit Gott im Gespräch zu bleiben!

Als ich wieder einmal in der Versuchung stand, mich selbst zu befriedigen, schoss mir ein Gedanke durch den Kopf: „Wie lange wärst du bereit zu beten, um der Versuchung zu entfliehen?“ Ich dachte mir: Ich wäre schon bereit, sehr lange zu beten! Also sank ich auf die Knie, um in dieser (eigentlich aussichtslosen) Situation mit Gott zu reden. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu kapitulieren: „Gott ich bin am Ende. Ich weiß genau, wie die Situation enden wird. Ich kann dieser Versuchung aus eigener Kraft nicht widerstehen, das hab ich die letzten zehn Jahre bewiesen. Gott, ich glaube, dass du als mein Schöpfer der Herr meiner Gefühle bist und du mir diesen Druck wegnehmen kannst.“ Ich beendete das Gebet, und plötzlich war der Drang komplett weg. Auch bei anderen Gelegenheiten, wenn ich z. B. in einer Diskussion Verachtung für mein Gegenüber empfand, machte ich die gleiche Erfahrung, dass Gott auch diese negativen Gefühle neutralisieren kann.

Gott handelte aber nicht immer gleich. Manchmal bekam ich während des Gebets auch einen Ausweg aufgezeigt, wie ich der Versuchung entrinnen konnte. In diesem Zusammenhang ist mir ein Bibeltext sehr wichtig geworden. Er steht im zweiten Korintherbrief:

9 Er hat zu mir gesagt: Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft kommt in Schwachheit zur Vollendung.

10 Sehr gerne will ich mich nun vielmehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft Christi bei mir wohne … denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark. (2Kor 12; Elberfelder)

Gott kann seine Kraft in uns am allerbesten entfalten, wenn wir am Ende unserer Kraft sind und ihm unsere Schwachheit eingestehen. Denn nur dann wissen wir, dass wir es nicht selbst geschafft haben, sondern dass zu 100 % Gott gewirkt hat.

10. Friede und wahre Erfüllung

Um der allgegenwärtigen Versuchung aus dem Weg zu gehen und ein Leben im Sinne Gottes und zu seiner Ehre zu führen, müssen wir, so glaube ich, unseren Alltag, unsere Einstellungen und unsere Umgangsformen einmal klar überdenken. Ich habe meinen persönlichen Kampf um sexuelle Reinheit aufgenommen, und diese Entscheidung wurde zu einer meiner schönsten Erfahrungen mit Gott und schlussendlich zum Weg meiner Befreiung.

Vielleicht überlegst du jetzt, ob es überhaupt möglich ist, ein Leben lang „sexuell rein“ zu leben. Dann frage ich dich: „Könntest du EINEN Tag so leben?“ Wahrscheinlich würdest du mit „Ja“ antworten. Das Leben besteht aus vielen einzelnen Tagen. Wenn du an einem Tag mit Gottes Hilfe siegreich sein kannst, dann kannst du es auch ein Leben lang! Es bleibt eine Entscheidung, die wir Tag für Tag von Neuem fällen müssen – genau wie die tägliche Übergabe und die Bitte um Erfüllung mit dem Heiligen Geist.

David Asscherick sagte einmal in einer Predigt: „Das Aufstehen an sich ist ein Lebenszeichen!“ Wenn wir aufhören, nach dem Fallen wieder aufzustehen, und anfangen, Sünde in unserem Leben zu tolerieren, dann sind wir bereits geistlich tot oder kurz davor. Wenn du dich aber entschließt, diesen Kampf mit Gottes Hilfe von ganzem Herzen anzugehen, dann wirst du wahren Frieden und Erfüllung finden. Ich habe ihn endlich gefunden und bin Gott dafür von Herzen dankbar. Ihm will ich an dieser Stelle alle Ehre geben!

Ich hoffe, dass meine klaren und direkten Worte dich nicht persönlich verletzt haben. Ich wünsche dir von Herzen Gottes reichen Segen im Kampf gegen die allgegenwärtige – und doch nicht allmächtige – Versuchung!

B. L.


  1. Nach Shannon Ethridge, Jede Frau und das geheime Verlangen, 143 ↩︎

  2. David Gates, „Extreme Mission“ (Teil 6, ab 55:07), www.audioverse.org ↩︎

  3. Ethridge, 29 ↩︎

  4. Stephen Arterburn, Jeder Mann und die Versuchungen, 165 ↩︎

  5. Ethridge, 186f. ↩︎

  6. Nach Ethridge, 86 ↩︎

  7. C. J. Mahaney, „The Soul of Modesty“ (Predigt) ↩︎

  8. Ebenda ↩︎

  9. Ebenda ↩︎

  10. Ethridge, ? ↩︎

  11. Ethridge, 51 ↩︎

  12. Ethridge, 47 ↩︎

  13. Ethridge, 119 ↩︎