2020 wird „Jahr der Bibel“

Die Weltweite Evangelische Allianz hat das Jahr 2020 zum „Jahr der Bibel“ erklärt. Ziel sei es, „dass evangelikale Christen mehr in der Bibel lesen, über sie nachdenken, Übersetzungen fördern und dafür sorgen, dass Menschen in allen Lebensbereichen sich mit der Heiligen Schrift befassen.“

Die Bibel ist kein Buch wie jedes andere. Sie wurde innerhalb einer Zeitspanne von über 1500 Jahren[ 1 ] von etwa 40 Autoren unterschiedlichster Gesellschaftsschichten[ 2 ] auf insgesamt drei Sprachen[ 3 ] und auf drei verschiedenen Kontinenten[ 4 ] verfasst. Bis heute ist kein anderes Buch der Welt häufiger verkauft und keines in mehr Sprachen übersetzt worden als die Heilige Schrift.

Dabei gab es durchaus Zeiten, in der die Verbreitung der Bibel aufs massivste bekämpft worden ist. Zur Zeit des europäischen Mittelalters waren die Bibeln fast ausschließlich auf Latein verfasst, einer Sprache die damals nur die Kleriker beherrschten. So war die Heilige Schrift der allgemeinen Bevölkerung nicht zugänglich. Später war Laien allein der Besitz einer Bibel verboten. Die päpstliche Inquisition führte einen erbitterten Kampf gegen die Heilige Schrift. Sowohl Verbreitung als auch Besitz einer Bibel wurden bis nach dem Dreißigjährigen Krieg mit dem Tode bestraft.

Selbst nach dem Machtverlust des Vatikans hatte das Wort Gottes einen schweren Stand. Nun waren es die Anhänger der Französischen Revolution, die nach der mittelalterlichen Knechtung durch die Kirche alles christlich Anmutende aus der Öffentlichkeit und dem Privatleben zu verbannen versuchten. Wieder brannten Tausende von Bibeln. Auch heute befindet sich die Heilige Schrift unter starkem Beschuss – und wieder durch Menschen, die sich selbst als Christen bezeichnen. So ist die große Mehrheit der heutigen Theologen und Geistlichen Verfechter der so genannten Historisch Kritischen Methode. Der Zweifel an der Richtigkeit der in der Bibel beschriebenen Ereignisse steht hier im Vordergrund. Das göttliche Wort muss sich dabei ständig der menschlichen Korrektur unterwerfen. Die Heilige Schrift gilt nicht mehr vollständig als göttlich inspirierte Wahrheit. Die moderne Theologie, die mit dieser Methode arbeitet, macht damit ihre eigene Interpretation zum finalen Prüfstein, ob einer biblischen Passage Glauben geschenkt werden kann. Diese Methode erhöht die menschliche Vernunft über das Wort Gottes und untergräbt die Autorität der Schrift.


    1. Jahrhundert v. Chr. bis 100 n. Chr.
     ↩︎
  1. Unter den Autoren befinden sich Priester und Schriftgelehrte, Hirten und Fischer, Könige und sogar ein Steuereintreiber. ↩︎

  2. Das Alte Testament ist hauptsächlich auf hebräisch verfasst, beinhaltet aber auch kleine Teile auf aramäisch. Die Sprache des Neuen Testaments dagegen ist griechisch. ↩︎

  3. Biblische Schriften wurden in Ägypten, Israel, dem heutigen Iran, der Türkei, Griechenland und von Rom aus geschrieben. Damit stammen die Berichte mit Afrika, Europa und Asien von drei verschiedenen Kontinenten. ↩︎


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