7. Kongress der Religionen in Kasachstan

Der Blick über den Tellerrand in Richtung Vatikan führte dieser Tage nach Kasachstan. Dort fand der 7. Kongress der Religionen in der kasachischen Hauptstadt Nur-Sultan statt, „Religionsführer und ein gastgebender Staatspräsident saßen bei der Eröffnung an einem gigantischen runden Tisch“, wie Vatican News berichtet. Michael Hübner, Generalsekretär des Martin-Luther-Bundes mit Sitz in Erlangen und damit für lutherische Diaspora-Gemeinden zuständig, der bereits das zweite Mal an dem Religionskongress in Nur-Sultan teilnahm, beschreibt die besondere Situation in Kasachstan: Dass hier ein sehr gutes Verhältnis der kleinen christlichen Kirchen untereinander bestehe, „und das gerade im Rahmen eines muslimisch geprägten Umfelds in einem ebenfalls muslimisch geprägten Staatswesen in den 30 Jahren seiner Unabhängigkeit. […] Der kasachische Präsident hatte in seiner Eröffnungsrede die friedfertige religiöse Vielfalt im Land hervorgehoben. In Kasachstan seien 4.000 Religionsorganisationen aktiv, hier stehe nicht nur die größte Moschee, sondern auch die größte Synagoge Zentralasiens.“

Weil in diesem Jahr der Papst das erste Mal an diesem Religionstreffen in Kasachstan teilnahm, rückten viele westliche Medien diesen Kongress, der sonst eher unbemerkt stattfand, in den Fokus der Berichterstattung. So kündigte der ORF am 13. September 2022 an: „Zu dem Treffen am Mittwoch und Donnerstag werden laut lokalen Angaben rund 100 Delegationen aus 50 Ländern erwartet. Seit 2003, auch als Reaktion auf den islamistischen Terroranschlag vom 11. September 2001 in den USA, lädt die kasachische Regierung alle drei Jahre zum ‚Kongress von Welt- und traditionellen Religionen‘. Darüber hinaus feiert Papst Franziskus in Kasachstan eine Messe, zu der etwa 3.000 Pilgerinnen und Pilger zusätzlich erwartet werden.“ Laut Vatican News war die Teinehmerliste des 7. Kongresses der Führer der Welt- und der traditionellen Religionen hochkarätig besetzt. Aus dem bisherigen Treffen mit eher lokaler Bedeutung war ein weltweit beachtetes Event geworden.

Dabei sei die Rede von Papst Franziskus „‚die freundlichste‘ gewesen und ‚nicht so sehr geprägt von Untergangsstimmung, sondern davon, was die Religionen an positivem Zeugnis einzubringen haben. […] Die päpstliche [Rede] war besonders wertschätzend. Etwas Gutes und Verbindendes übereinander zu sagen, das ist ja auch die wesentliche Herausforderung, wenn man in so einem großen Rahmen miteinander redet‘“, zitiert Vatican News den deutschen Lutheraner Michael Hübner.

Oberflächlich gesehen mag das stimmen. Immer wieder beschwört Franziskus in seiner Rede das Mantra der „Einheit“, sogar von den Handwerkern der Einheit ist die Rede. Immer wieder zitiert er den berühmtesten Dichter, Pädagogen und Komponisten Kasachstans Abai (1845-1904) und schwärmt von dessen Sehnsucht „nach einer menschenwürdigen Weisheit […], die sich nie in enge und begrenzte Visionen verschließt, sondern bereit ist, sich von vielfältigen Erfahrungen inspirieren und provozieren zu lassen.“ Neben der Einheit beschwört Franziskus „eine neue Seidenstraße“ bei der es um menschliche „Beziehungen geht: um den Respekt, um die Ehrlichkeit des Dialogs, um den unabdingbaren Wert eines jeden, um die Zusammenarbeit; ein geschwisterlicher Weg, der dazu dient, gemeinsam auf den Frieden zuzugehen.“ Es gehe nicht an, andere im Namen des Gottes, des Glaubens oder der Religion zu etwas zwingen zu wollen.

Franziskus aber würde mit bürgerlichem Namen nicht Jorge Mario Bergoglio SJ heißen, wobei SJ für die Zugehörigkeit zu der katholischen Ordensgemeinschaft Gesellschaft Jesu (Societas Jesu, Ordenskürzel SJ) steht, wenn sich nicht kurz darauf ein anderer Zungenschlag einschleichen würde. Auf derlei Spielchen des Papstes machte schon einmal Christian Geyer-Hindemith, Redakteur im Feuilleton der FAZ aufmerksam: „Ein Markenzeichen, wenn nicht das Markenzeichen des gegenwärtigen Papstes scheint zu sein, die Worte nicht auf die Goldwaage zu legen. Wer da im Ratzinger-Stil nachjustieren möchte und auf Begriffsarbeit pocht, sieht sich schnell als Fundamentalist, jedenfalls aber als lebensfern gebrandmarkt. […] Dabei gehorchen seine pastoralen Texte durchaus einer jesuitisch geschulten Hermeneutik des Hintertürchens: Formuliere die Dinge mit hinreichender Unschärfe stets so, dass alle Türen offen bleiben, und sei es zunächst auch nur einen Spalt, durch den dann später eine neue Lehre wehen kann.“

Und gegen die Fundamentalisten richtet sich Bergoglio SJ auch schon im nächsten Atemzug, sie haben in seinem Weltbild des Friedens keinen Platz. „Die Stunde ist gekommen, um aus jenem Fundamentalismus zu erwachen, der jedes Bekenntnis beschmutzt und zersetzt, die Stunde, um das Herz rein und barmherzig zu machen.“ Dabei ist laut Duden Fundamentalismus eine „geistige Haltung, Anschauung, […] die durch kompromissloses Festhalten an [ideologischen, religiösen] Grundsätzen gekennzeichnet ist [und das politische Handeln bestimmt]“ sowie eine „streng bibelgläubige Richtung des amerikanischen Protestantismus“. Der Papst blendet weiterhin aus, dass laut Wikipedia unter dem Begriff Christlicher Fundamentalismus „vorwiegend solche Denkrichtungen im Christentum verstanden [werden], die sich ausdrücklich auf die Bibel als Fundament (Bibeltreue) und wörtlich inspiriertes Wort Gottes berufen.“ Als Jesuit weiß Bergoglio SJ genau, wovon er spricht, was er sagt, und was nicht. Schon im September 2021 hatte er in einer Botschaft zum Auftakt des interreligiösen G20-Forums in Bologna (Italien) religiösen Fundamentalismus und gewaltbereiten Extremismus in einem Atemzug genannt. Und 2019 bezeichnete er den Fundamentalismus als eine „Plage“: „Jede Religionsgemeinschaft habe ihre ‚fundamentalistische Gruppe‘ vorzuweisen.“ Bewusst stellt Bergoglio alias Franziskus die Menschengruppe, die dem Lamm nachfolgt, wohin es auch geht, als Feindbild seines sogenannten friedlichen Weltbildes dar.

Augenscheinlich spricht hier mit kreidiger Stimme der Wolf im Schafspelz. Entscheiden Sie selbst über Ihre Zukunft mit oder ohne Fundament. Im 1. Brief des Paulus an die Gemeinde zu Korinth, Kapitel 3, Vers 11 heißt es: „Ein anderes Fundament kann niemand legen außer dem, welches gelegt ist: Jesus Christus.“ Bei Christus sind keine blumigen Worte zu finden, dafür aber wirkliche Freiheit, echte Gemeinschaft und beständiger Friede. Er ist derjenige, dem nachzufolgen wirklich Rettung und ewiges Leben mit sich bringt. Lassen Sie Ihn und Sein Wort Ihr festes Fundament sein, auf dem Sie sicher stehen!

StpH, 20.09.2022, 11:43 Uhr


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