Antidepressiva – nicht so effektiv in der Bekämpfung von Depressionen wie bisher geglaubt

„Manchmal ist für eine Entdeckung ein zweiter Blick nötig, oder ein dritter. Als sich Forscherinnen und Forscher die Daten aus einer der wichtigsten Untersuchungen zu Antidepressiva, der US-amerikanischen Star*D-Studie, noch einmal genauer ansahen, fiel ihnen etwas Seltsames auf: Die Pillen wirkten besser, wenn die Patienten einen Job hatten, eine gute Schulbildung, ein hohes Einkommen, eine private Krankenversicherung. Und die Fachleute vom römischen Istituto Superiore di Sanità stellten noch etwas fest: Die Medikamente wirkten nicht bloß schlechter, wenn die Kranken arbeitslos waren oder geschieden – sie schienen in manchen Fällen die depressiven Symptome sogar zu verstärken (Translational Psychiatry: Chiarotti et al., 2017). Wie war das möglich?“

So beginnt die Zeit am 4. Mai 2023 einen Beitrag über die Wirkung von Antidepressiva und setzt fort:

„Lange Zeit dachte man, Antidepressiva würden Menschen helfen, indem sie einen Mangel an Botenstoffen wie Serotonin im Hirn ausgleichen. Ein solcher Mangel sei somit die Ursache von Depressionen, lautete die Schlussfolgerung. Doch heute weiß man es besser. […] Denn warum sollten soziale Faktoren wie Arbeitslosigkeit, Bildung oder die Höhe des Einkommens die Wirkung von Medikamenten beeinflussen, wenn diese schlicht ein chemisches Ungleichgewicht im Gehirn beseitigen? Die Sache musste komplexer sein.“

Die neuesten Erkenntnisse zu diesem Thema stützen sich auf eine Übersichtsarbeit, die Mitte 2022 von einem Team um die britische Psychiaterin Joanna Moncrieff veröffentlicht wurde. Darin wurde so ziemlich alles zusammengetragen, „was es an guter Wissenschaft zu der Frage gibt.“ 17 Studien wurden von den Forschern ausgewertet, die ihrerseits jeweils zahlreiche Untersuchungen analysiert hatten. „Das Ergebnis: Die Forschung liefere ‚keine Unterstützung für die Hypothese‘“, dass sich „Depressionen und die Wirkungsweise von Antidepressiva einfach mit einem Mangel an Hirnbotenstoffen wie Serotonin oder auch Dopamin erklären lassen“ würden.

Maßgeblich im Kampf gegen Depressionen sei die „synaptische Plastizität“ des Gehirns. Diese sei „entscheidend dafür, dass Menschen lernen.“ Depressionen entstünden dadurch, dass die Plastizität, sprich: die Lernfähigkeit des Gehirns, sinke. Erhöhe man sie, lasse sich die Krankheit lindern. Psychiater Claus Normann von der Uniklinik Freiburg fasst zusammen, dass die Medikamente vermutlich gar nicht per se stimmungsaufhellend wirkten, sondern vor allem Veränderungen ermöglichten, indem sie Menschen empfänglicher für Einflüsse von außen machten.

Der Artikel der Zeit schließt mit den Worten: „Höchste Zeit, nicht ein vermeintliches chemisches Ungleichgewicht zu behandeln – sondern ein soziales.“ Navigator-Medizin weist auf weitere Aspekte, wie Ernährung, Bewegung und Schlaf hin, die AOK rückt zusätzlich den Wert eines geregelten Tagesablaufs und die Pflege sozialer Kontakte ins Blickfeld.

Depression ist ein komplexes Krankheitsbild, dem, wie die neuesten Studien aufzeigen, unmöglich mit einem einfachen Verweis auf Medikamente beizukommen ist. Vor mehr als 100 Jahren schrieb die Schriftstellerin Ellen White folgende Worte:

„Reine Luft, Sonnenlicht, Enthaltsamkeit, Ruhe, Bewegung, richtige Ernährung, Wasseranwendungen und Vertrauen in die göttliche Macht — dies sind die wahren Heilmittel. Jeder sollte diese Heilmittel der Natur und die Möglichkeiten ihrer Anwendung kennen.“ (Auf den Fußspuren des großen Arztes, S. 91)

Gerade bei einer so komplexen Angelegenheit wie dem Kampf gegen Depressionen sollten wirklich alle Register gezogen werden, um dieser Krankheit vorzubeugen oder ihre Auswirkungen zu bekämpfen. Die richtige Anwendung natürlicher Heilmittel werden sich dabei als höchst nützlich erweisen. Last but not least:

„Ein fröhliches Herz macht ein fröhliches Angesicht; aber wenn das Herz bekümmert ist, entfällt auch der Mut.“

So schreibt es Salomo in Sprüche 15,13. Suchen Sie heute nach den Dingen in Ihrem Alltag, die Ihr Herz fröhlich machen! Gott segne Sie darin!

StpH, 18.07.2023, 10:30 Uhr


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