Hungerstein in der Elbe: „Wenn du mich siehst, dann weine“

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Hungerstein in der Elbe: „Wenn du mich siehst, dann weine“

In vielen Flüssen gibt es sogenannte Hungersteine, die sichtbar werden, sobald anhaltende Trockenheit den Wasserstand dramatisch tief sinken lässt. Einer der bekanntesten Hungersteine befindet sich in der Elbe bei Děčín. Er ist mit Jahreszahlen und Inschriften markiert, die älteste lesbare ist von 1616. Eine der Inschriften lautet: „Wenn du mich siehst, dann weine“. Und Grund zum Weinen gibt es aktuell genug, denn dieser und viele andere dieser Hungersteine tauchen derzeit wieder auf und sind sichtbar.

„Historische Niedrigstände am Rhein erwartet“ titelt der SPIEGEL am 16. August 2022 und setzt fort: „Nach Monaten ohne ausreichende Niederschläge könnten am Rhein weitere Rekordtiefstände des Wasserpegels gemessen werden. In Emmerich, wo am Montagmittag nur noch zwei Zentimeter angezeigt wurden, seien bald sogar ein Pegelstand von null und später sogar negative Messwerte möglich, teilte die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung über ihr Portal ‚Elwis’ mit.“ Der bisherige Tiefstand habe bei sieben Zentimetern Ende Oktober 2018 gelegen.

Zu beachten ist dabei, dass der Pegelnullpunkt dabei nichts mit dem tiefsten Punkt eines Gewässers zu tun hat. Er ist ein willkürlich festgelegter Wert an einem Messpunkt, dem Pegel, und wird in der Regel so gewählt, „dass auch bei extremer Trockenheit keine Minus-Werte am Pegel entstehen“, beschreibt SWR aktuell. Der absolute Wert der Wassertiefe unterscheidet sich in der Regel noch einmal deutlich und ist höher als der vom festgelegten Pegel abhängige Wasserstand. So werde beispielsweise in Emmerich eine Fahrrinne von 1,80 Meter für die Berufsschifffahrt frei gehalten. Bei Kaub dagegen habe die Fahrrinnentiefe unter Berufung auf die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) und ihr Portal Elwis am 15. August bei nur 1,43 Metern gelegen. „Niedriger ist die Fahrrinnentiefe dem WSV zufolge an keinem anderen Abschnitt des Mittel- und Niederrheins. Sie ist entscheidend dafür, wie viel Fracht Binnenschiffer zuladen können“, erklärt der SPIEGEL. Die Auswirkungen auf die Schifffahrt sind bedeutend. „‚Anfang März konnten die Schiffe noch mit etwa 2200 Tonnen beladen werden‘“, zitiert die Tagesschau den Sprecher der Häfen und Güterverkehr Köln AG, Christian Lorenz unter Berufung auf Reuters. „‚Wegen der niedrigen Pegelstände waren zuletzt nur noch 600 Tonnen möglich.‘ 2018 waren zeitweise sogar nur 300 Tonnen machbar. ‚Dem nähern wir uns wieder an‘“, so Lorenz.

Doch nicht nur in der Schifffahrt werden die ungünstigen Auswirkungen spürbar, auch „die Natur und das Ökosystem im Wasser leiden. Die Kombination aus niedrigem Pegel und hohen Wassertemperaturen wirkt toxisch auf das Ökosystem“, schildert der SPIEGEL und fasst zusammen: „Der Rhein wird giftig“. „Die Hitzefolgen sind eine Gefahr für die komplexe Flora und Fauna in Flüssen. Klimaexperte Karsten Brandt spricht von einem ‚Steppensommer‘“, ergänzt der SPIEGEL an anderer Stelle.

Neben der vermuteten Einleitung giftiger Stoffe ins Wasser wird das derzeit massive Fischsterben in der Oder ebenfalls mit dem Niedrigwasser in Verbindung gebracht. Die WELT zitiert Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel, nach dessen Einschätzung es mehr als nur eine Ursache für das dortige Umweltdesaster gebe: „Die Dürre und die geringe Wasserführung hätten ziemlich sicher einen Anteil daran. Tatsächlich sei das gesamte Ökosystem der Oder geschädigt. ‚Deswegen denken wir, dass wir auch nicht eine Katastrophe haben, die innerhalb von einem halben Jahr durch Wiederbesiedlung mit Fischen gelöst werden kann“, reflektiert Vogel.

Schauen wir über Deutschland hinaus, ist zu sehen, dass Hitze und Trockenheit weltweit für immense Zerstörungen sorgen. „Mehr als 67.000 Hektar Land sind bis Anfang August im [spanischen] Zamora verbrannt – fast sechs Prozent der Provinz wurde zerstört, eine Fläche so groß wie ein Viertel des Saarlands. Brände hat es in Zamora schon immer gegeben, aber in diesem Jahr begünstigen anhaltende Dürre und starke Winde die Feuer besonders“, berichtet der SPIEGEL. „Dürre, Feuer, Überschwemmungen, Lawinen, auch in diesem Jahr zeigt die Natur in vielen Regionen ein bedrohliches Gesicht. In Pakistan und Indien stieg die Temperatur mancherorts auf fast 50 Grad Celsius, an vielen Orten Europas auf über 40 Grad, auch in Deutschland.“ Portugal leidet seit Wochen unter einer Rekorddürre. Dort schrumpfen Weintrauben „zu Rosinen, Schafe haben nichts zu fressen, Trinkwasser ist rationiert, Wälder brennen. Eine Katastrophe für Mensch und Tier“, schildert der Spiegel am 15. Juli 2022. Und GEO informiert, dass im Mai 2022 der Mosul-Stausee, der den Tigris im Nordirak aufstaut, „die Ruinen einer bronzezeitlichen Stadt frei[gegeben] hat, nachdem die Behörden wegen der Dürre viel Wasser aus dem wichtigsten Wasserreservoir des Landes abgelassen hatten, um die Felder zu bewässern. […] Auch Italien ächzt derzeit unter extremen Wetterverhältnissen, mit dramatischen Folgen. Vielerorts muss Wasser rationiert werden, in der Toskana sind bereits 30 Prozent der Ernte verloren. Hinzu kommt, dass viele Wasserleitungen in Italien Lecks aufweisen. […] Die Pegel der Flüsse und Seen in Italien sind gefährlich niedrig. Der Po, der längste Fluss Italiens, ist so trocken wie seit mindestens 70 Jahren nicht mehr. Wegen der Dürre und der Hitze häufen sich außerdem die Wald- und Buschbrände. In der zweiten Juni-Hälfte zählte die italienische Feuerwehr mehr als 1000 Einsätze – weit mehr als zur gleichen Zeit im vergangenen Jahr.“

In Afrika mündet die extreme Trockenheit in einer Hungerkatastrophe. Während hierzulande Ernteausfälle und Schäden durch Waldbrände auf die eine oder andere Art kompensiert werden können, bedrohen andernorts Dürrekatastrophen die Lebensgrundlagen vieler Menschen. „Hungrig, durstig und stark geschwächt – so geht es Millionen Menschen am Horn von Afrika in Ländern wie Kenia, Somalia und Äthiopien. Allein zwei Millionen Kinder sind vom Hungertod bedroht. Ursache ist vor allem die extreme Trockenheit. Im Osten Afrikas herrscht die schlimmste Dürre seit 40 Jahren“, dokumentiert die Deutsche Welle.

Auf die Frage seiner Freunde nach den Zeichen des Endes der Welt antwortete Jesus vor 2000 Jahren: „Ihr werdet von Kriegen und Kriegsgerüchten hören. Gebt acht, lasst euch nicht erschrecken! Das muss geschehen. Es ist aber noch nicht das Ende. Denn Volk wird sich gegen Volk und Reich gegen Reich erheben und an vielen Orten wird es Hungersnöte und Erdbeben geben.“ (Matthäus 24, 6.7) All das nehmen wir heute vermehrt wahr; Jesus bezeichnete es als den Anfang der Wehen (Vers 8). Gleichzeitig gilt uns die Zusicherung der Bibel: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1. Mose 8, 22)

Dieses Versprechen Jesu scheint durch die Realität häufig in Frage gestellt, und wird sich am Ende dennoch als wahr erweisen. Dass die Bedingungen sich erschweren bedeutet nicht, dass die Verhältnisse sich vor der Zeit auflösen werden. Zu einem hohen Prozentsatz sind Hunger- und Umweltkatastrophen hausgemacht, verursacht durch die grenzenlose Gier und den Egoismus der Menschen. Trotzdem wird oft genug versucht, es dem Gott in die Schuhe zu schieben, der ansonsten gerne negiert wird.

Gott jedoch bleibt seinem Versprechen treu. Das Ende dieser Welt ist gleichzeitig der Anbruch einer neuen Zeit – in der Gott alle Tränen von unseren Augen abwischen wird; auch solche, die durch den Anblick bloßliegender Hungersteine verursacht waren. Dort wird der Tod nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz; „denn was früher war, ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss!!“ (Offenbarung 21,4.5)

StpH, 16.08.2022, 12:34 Uhr


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