Klimarettung – die neue Religion

Wenn ein Thema in den letzten Monaten oder gar Jahren die mediale Öffentlichkeit beherrschte, dann war es definitiv der Klimawandel. Ein Tag ohne neue Wasserstandsmeldungen, Klimaschutzdemonstrationen oder politische Statements zur Erderwärmung ist eine Rarität geworden. Erst am vergangenen Freitag etwa drehte sich alles um die Teilnahme der schwedischen Umweltaktivistin Greta Thunberg an den Protestaktionen vor dem Weißen Haus.

School strike week 56.

Washington DC. #FridaysForFuture #ClimateStrike #schoolstrike4climate — Greta Thunberg (@GretaThunberg) September 13, 2019

Das Thema Klimarettung ist publikumswirksam wie kaum ein anderes und ruft dementsprechend auch immer mehr politisch erwirkte Maßnahmen auf den Plan. In der Klimaschutzdebatte hat nun die Politikwissenschaftlerin Prof. Ulrike Ackermann zu mehr Sachlichkeit gemahnt. Die Klimarettung als oberstes politisches Primat über alles zu setzen, so sagt sie gegenüber dem Deutschlandfunk, komme fast einer Religion gleich. Dabei spricht sie sich durchaus für eine Debatte über einen verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen aus – dieser Diskurs müsse aber rational geführt werden.

Prof. Dr. Ulrike Ackermann, © www.ulrike-ackermann.de

In einem Interview mit FOCUS Online kritisiert Ackermann außerdem, dass in Bezug auf den Klimaschutz viele politische Entscheidungen zu vorschnell getroffen werden. Ein prominentes Beispiel ist das geplante Plastiktütenverbot, das von vielen Experten als reine Symbolpolitik angesehen wird. Plastiktüten machen nämlich nur einen winzigen Teil des deutschen Plastikmülls aus. Statt also dem Klimawandel wirksam entgegenzutreten, könnte ein solches Gesetz sogar kontraproduktiv sein: Wenn anstelle der Plastiktüten der Verbrauch von Papiertüten steigt oder Verbraucher gar auf die vom Verbot nicht betroffenen Obstbeutel zurückgreifen, dann ist aus ökologischer Sicht nichts gewonnen.

Ein weiteres Beispiel für die widersprüchliche Klimapolitik der Bundesrepublik sei laut Ackermann der abrupte Ausstieg aus der Atomenergie. Dieser habe „dazu geführt, dass wir schmutzigen Strom aus Nachbarländern einkaufen müssen“.

Die Liste widersprüchlicher Symbolpolitik ist lang. Oftmals handelt es sich um blanken Aktionismus, da einige Ansätze bei genauerem Hinsehen gar nicht so klimafreundlich sind, wie sie zunächst anmuten. Dennoch sind Maßnahmen wie beispielsweise die CO₂-Steuer äußerst populär. Und das liegt nicht zuletzt auch am Charakter der Klimarettung, der einer Ersatzreligion gleicht, wie nicht erst Ulrike Ackermann bemerkt. Es hilft wenig, wenn das Klima weit über andere wichtige Politikfelder erhoben wird. Es besteht die Gefahr, dass wissenschaftliche Fakten zugunsten einer Klimahysterie aus dem Blick geraten. Der Klimawandel nimmt bedrohliche Ausmaße an: Darum braucht es in dieser aufgeheizten Stimmung keinen „religiösen Eifer“ für die Umwelt, sondern ein sachliches Umdenken mit rationalen Lösungen.


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