Zur Verteidigung der Tugend: Ein offener Brief an Dr. Ben Carson

März 2016, Country Living University, Dave Westbrook

Lieber Dr. Carson,

ich schreibe Dir als Glaubensbruder und auch als Vater eines Kindes, dessen Leben Du vor vielen Jahren gerettet hast. Unsere Familie wird ewig dankbar sein für die begnadeten Hände, durch die Gott das Leben unserer kleinen Allison nach einer unglücklichen Geburtsverletzung rettete. Es geht ihr übrigens gut! Sie ist gerade 18 Jahre alt geworden und hat ihr Leben Jesus übergeben, was uns mit Dank erfüllt.

Ich erwähne das, damit Du weißt, dass mein Herz voller Liebe für Dich ist. Mit diesem Brief verfolge ich keine feindseligen oder politischen Zwecke. Vielmehr schreibe ich Dir von Herz zu Herz und hoffe, dass Du meine Worte auch in diesem Sinn aufnimmst.

Als Du Deine Präsidentschaftskanditatur angetreten hast, hast Du Dich auf einen ganz neuen Weg begeben, aber flankiert von christlichen Grundsätzen. Ehrlichkeit stand an erster Stelle für Dich, ebenso Umsicht und Höflichkeit im Umgang.

Das war nicht nur erfrischend, sondern auch erstaunlich anders, und Millionen Amerikaner (darunter viele adventistische Glaubensgeschwister) haben sich hinter Dich gestellt. Dein unmissverständliches Eintreten für christliche Werte war bemerkenswert. Noch beeindruckender war Deine vorbildliche Umsetzung dieser Werte selbst angesichts vernichtender Angriffe.

Für viele von uns kamen die wohl schmerzhaftesten Attacken von Donald Trump, als er Dich Tag für Tag verbal regelrecht niedermachte. Er stellte Deine Ehrlichkeit in Frage und behauptete, Du hättest Deine Lebensgeschichte erfunden. Er verspottete Deine Bekehrungserfahrung und verglich Dich sogar mit einem Pädophilen. Infolge dieser Angriffe mussten wir traurig feststellen, dass Deine Umfragewerte zurückgingen. Noch entmutigender war es zu beobachten, wie Dein Einfluss und Dein Vermächtnis untergraben wurden.

Doch, Dr. Carson, ganz und gar unvorbereitet war ich auf den Schmerz, den ich seit Wochen tief innen verspüre, seit es zu dieser gänzlich neuen und unerwarteten politischen Kurswende von Dir gekommen ist. Mit Deiner öffentlichen Unterstützung von Donald Trump hast Du uns bestätigt, dass die bösartigen Angriffe und Lügen gegen Dich alle nur politischer Natur waren – nichts weiter als die „Politik der Personenvernichtung“ – und dass wir das alles einfach übersehen und Dir „unserem Land zuliebe“ auf einem neuen, andersartigen Weg folgen sollten.

Du hast uns gesagt, es gebe eigentlich zwei Donald Trumps – einen auf der Bühne und einen anderen, edleren. Du hast uns ermutigt, seine Anstößigkeit und Profanität einfach als nebensächlich abzutun: seine Bewertung von Frauen nach ihrem Aussehen; den Rufmord an seinen Gegnern durch Lügen; die Bezeichnung von Menschen, die er nicht mag, als „dumm“, „blöde“, „dämlich“ etc.; die Prahlerei über die Größe seines Geschlechtsorgans; ganz zu schweigen von seinem Standpunkt, Mobbing in der Schule zu belohnen (was für eine Botschaft wird da unseren Kindern vermittelt?). All das scheint für Deine Unterstützung und Förderung dieses Mannes irrelevant zu sein.

Doch die Bibel stellt uns die Frage:

Amos 3,3 Gehen auch zwei miteinander, ohne dass sie übereingekommen sind?

Es geht mir um den Charakter, den ein Christ haben sollte, weil dieser direkt damit zu tun hat, wen oder was wir fördern und unterstützen. Es ist eine Frage der Tugend. Wenn Du aus freien Stücken öffentlich für einen Menschen wirbst und ihn unterstützt, bindest Du Dich unweigerlich an dessen (fehlende) Werte.

Auf Deiner Facebook-Seite wirst Du mit Daniel und Joseph verglichen. Die Bibel berichtet uns jedoch nicht, dass Daniel oder Joseph freiwillig in den Wahlkampf eingetreten wären oder die heidnischen Menschen, denen sie als ausländische Gefangene dienten, gefördert oder unterstützt hätten.

Was mich am meisten beunruhigt, Dr. Carson, sind Deine kürzlichen Aussagen. Erst diese Woche hast Du in der Fernsehsendung The View gesagt: „Wo kommt man hin, wenn man freundlich und respektvoll ist und die echten Kernfragen anspricht? Genau dahin, wo ich gelandet bin – nirgendwo.“

Als Du über Deine Unterstützung eines von Lügen geprägten Kandidaten und seiner Kampagne gefragt wurdest, lautete Deine Antwort: „Welcher Politiker lügt denn nicht?“

Als eine Moderatorin ihre Bedenken über die möglichen rassistischen Ansichten des von Dir unterstützten Kandidaten und seiner Kampagne äußerte, hast Du geantwortet: „Gibt es eine Alternative?“

Du hast außerdem geäußert: „Wir müssen das Beste aus dem machen, was wir haben.“ Das ist das ultimative Beispiel für die Einstellung: „Wenn du sie nicht schlagen kannst, tu dich mit ihnen zusammen.”

Dr. Carson, ich weiß, dass Du Amerika retten möchtest. Wir beide kennen die Voraussagen der Bibel über die Zukunft dieses Landes, und ich schätze Deinen Wunsch, zur Rettung von Menschen diese Entwicklung und die Winde aus der Offenbarung noch etwas aufzuhalten. Ohne Tugend kann Amerika jedoch nicht gerettet werden.

Was für einen Sinn macht alles, wenn es nicht um Rechtschaffenheit, Ehrlichkeit und Tugend geht? Diese Werte machen Dein Innerstes aus. Wenn Du sie einfach achselzuckend abtust, ignorierst Du zusätzlich das Fundament, auf dem unser Land gegründet worden ist. Unsere Vorväter haben klargestellt, dass Tugendhaftigkeit für den Erfolg unserer Regierung unverzichtbar ist.

Es hat wehgetan zu sehen, wie andere Dich mit ihren grausamen Angriffen vernichteten. Doch noch viel mehr tut es weh zu sehen, wie Du Dich jetzt selbst zerstörst, indem Du Deine anfänglichen Grundsätze aufgibst. Bitte geh diesen Weg nicht weiter!

Dr. Carson, fass Dir ein Herz und steh wieder für das Recht und für Dich selbst ein! Wir brauchen keine weitere Stimme, die mangelnde Moral als akzeptabel hinstellt, weil Politik nun mal so funktioniert. Wir brauchen nicht daran erinnert zu werden, dass alle Politiker lügen.

Ben Carson's 2016 campaign slogan

Wir brauchen vielmehr einen Aufruf von Dir, dass Wahrheit und Rechtschaffenheit wieder aufs Podest gehören. Wir brauchen eine Erinnerung von Dir, dass Freundlichkeit, Achtung, und das Ansprechen der eigentlichen Kernfragen der einzig richtige Weg für einen echten Christen sind – auch wenn Du damit nicht Präsident geworden bist. Wir brauchen den Beweis von Dir, dass man, um die Welt positiv beeinflussen zu können, sich nicht so weit erniedrigen muss, dass man Gottes Grundsätze und Werte vernachlässigt. Wir brauchen Dich, damit Du uns einen besseren, höheren Weg zeigst.

Zeige uns, was für die Ewigkeit zählt – zeige uns den Weg der Tugend.

Markus 8,36 Was wird es einem Menschen helfen, wenn er die ganze Welt gewinnt und sein Leben verliert?

Es ist noch nicht zu spät, Deine Unterstützung von Donald Trump zurückzuziehen. Das wird Mut erfordern, doch es ist die Sache wert. Ein solcher Weckruf würde viele bestärken, ihren Blick nach oben zu richten und dem Pfad der Tugend zu folgen.

Millionen schauen Dir zu … Jetzt ist Deine Zeit … Wirst Du Farbe bekennen?

Dein Freund,

Dave Westbrook


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