Papst Leo XIV. und das Erbe seiner Vorgänger
Immer, wenn ein neuer Papst gewählt wird, ist es interessant, welchen Namen er annimmt, denn das geschieht „nicht ohne Grund. Traditionell wählt sich ein neuer Papst einen Namen, der schon einen Hinweis auf die Ausrichtung des Pontifikats gibt“ – Nomen es omen!
Nun wurde am 8. Mai 2025 ein neuer, der 267. Papst gewählt: Bischof von Rom, Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche und souveräner Monarch des Staates der Vatikanstadt. Sein Name: Leo XIV.

„Der neue Pontifex, US-Kardinal Robert Francis Prevost, gab sich den Namen Leo, ‚Löwe‘ – einen echten Klassiker unter den Papstnamen“, schreibt katholisch.de und fragt: „[…] wofür standen die bedeutendsten Leo-Päpste bisher? Und woran könnte sich Leo XIV. orientieren?“
Wer sich in die Geschichte der Leo-Päpste vertieft, wird fündig. Denn da gibt es einige mit Rang und Namen, die für die katholische Kirche – und damit meist auch für die gesamte Welt – politisch und theologisch bedeutsam waren. Da wäre zuerst Leo I., Regierungszeit 440 bis 461. Er wird auch als Leo der Große bezeichnet und war der erst Papst im modernen Sinn. Er stärkte die Autorität des Papsttums, indem er seine Vorherrschaft festigte und „war überzeugt, dass Jesus Petrus und dessen Nachfolger zu dem Felsen gemacht hatte, auf dem die Kirche aufgebaut sein sollte, und dass deshalb der Bischof von Rom, [angeblich] Petri direkter Nachfolger, das Haupt der Kirche sei. Deshalb findet man in den Schriften Leos all die traditionellen Argumente, welche immer wieder zugunsten der päpstlichen Autorität angeführt werden“ beschreibt es Justo L. Gonzalez in seinem Geschichtsklassiker „The Story of Christianity“ (Seite 243). Leo I. „war der erste, der den Titel ‚Pontifex‘ [Brückenbauer] erstmals verwendete. Den benutzten ursprünglich römische Kaiser als oberste religiöse Amtsträger.“
Unter Leo I. gab es „einen großen Schub in der Theologie des Päpstlichen Primates. ‚Er vertrat den revolutionären Gedanken aus dem römischen Erbrecht, dass der Erblasser im Grunde genommen in der Person des Erben fortlebt und dieselben Rechte hat“, sagt der Augsburger Kirchenhistoriker Jörg Ernesti. Demzufolge sei der Papst Petrus und übe dieselben Rechte aus. Gleichzeitig galt Leo der Große zudem „als einer der größten politischen Päpste der Geschichte.“
Folgt Leo der XIV. dem Beispiel Leos III., wird es sein Ziel sein, die päpstliche Autorität in größerem Umfang zu etablieren und festzulegen.
Dann wäre da Leo III., Regierungszeit 795 – 816, der im Jahr 800 Karl den Großen zum Kaiser krönte und damit offiziell das Heilige Römische Reich begründete. Dieses Geschehen gilt als Wendepunkt in der Kirchengeschichte, weil es die Einheit von Kirche und Staat festigte. Bereits 533 hatte Kaiser Justinian den Bischof von Rom als Oberhaupt der Kirche eingesetzt; seit dieser Zeit hatte sich die Beziehung zwischen Kirche und Staat immer mehr verfestigt. Zuerst die Krönung des Kaisers durch den Papst, dann setzt der Papst den Kaiser ein: Staat und Kirche arbeiten Hand in Hand zusammen. So kommt es auch in der Prophezeiung des Buches Daniel, Kapitel 2, zum Ausdruck, wo die Einheit von Staat und Kirche vorausgesagt wird – eine Verbindung aus Eisen und Ton. Nicht stabil, nicht haltbar, aber weltumspannend. Mit der Krönung Karls des Großen, „erweckte Leo das alte Reich wieder, das nun unter der Schirmherrschaft der Kirche wiedergeboren wurde.“ („The Story of Christianity“, Seite 266).
Kaiser Karl der Große fühlte sich berufen, sein Volk sowohl in staatlichen als auch in kirchlichen Angelegenheiten zu regieren indem er die Bischöfe ebenso wie die Generäle ernannte, wobei er stets Männer von Rang und Namen suchte. Er erließ auch Gesetze, die anordneten, dass der Sonntag als Tag der Anbetung und der Ruhe zu beachten sei. Durch den vom Papst gekrönten Kaiser wurde auch die Kirche mächtig. („The Story of Christianity“, S. 268)
In den Fußspuren Leo III. könnte es Anliegen Leos XIV. sein, mit Hilfe der Politik die päpstliche Macht wiederherstellen, welche 1798, im Zuge der französischen Revolution, zum vollständigen Erliegen kam. Damals wurde Papst Pius VI. in Rom gefangengenommen und starb in französischem Exil. Selten musste ein Papst eine schmachvollere Niederlage hinnehmen als Pius VI., der seiner „vollständigen Entmachtung“ durch die Aufhebung des Kirchenstaates „tatenlos zusehen“ musste. Diese Erniedrigung des Papsttums läutete gleichzeitig das Ende des Heiligen Römischen Reiches ein. Könnte Leo XIV. mithilfe eines starken politischen Führers diese Schmach, die laut Offenbarung 13,3 als „tödliche Wunde“ bezeichnet wird, rückgängig machen wollen, so dass die „tödliche Wunde“ aus Offenbarung 13 wieder „heil“ wird? Dass Leo XIV. ein Papst aus den Vereinigten Staaten ist, könnte ein solches Vorhaben beschleunigen helfen.
Ein weiterer namhafter Leo ist der Papst der Reformationszeit, Leo X., Regierungszeit 1513 bis 1521. Als Zeitgenosse Martin Luthers ist er dessen Widerpart. Unter seiner Leitung wird der Ablasshandel, ein mächtiges Instrument bei der Beschaffung der Finanzen für den Bau des Peterdoms in Rom. Ein sittenloser Papst, der allen Gläubigen verbot, „die Bücher Martin Luthers zu besitzen, zu lesen, zu verteidigen oder zu drucken – sie sollten sie stattdessen verbrennen.“ Unter der der Führung Leos X. entstand die Bannandrohungsbulle gegen Martin Luther, nach der dieser seine Thesen entweder innerhalb von 60 Tagen zurücknehmen sollte oder er stehe „außerhalb der kirchlichen Gemeinschaft und ist vogelfrei – außerdem ein Ketzer, der verbrannt werden kann.“
Papst Leo X. scheiterte mit seinem Anliegen, die Reformation zu beenden. Im Gegenteil, das Feuer der Reformation wurde angefacht und brennt bis heute. Wird Leo XIV. versuchen, den Kampf schlussendlich zu gewinnen, den Leo X. verlor? Diesmal unter anderem Vorzeichen: Die früheren Protestanten in den Mutterschoß der katholischen Kirche zurückführen, statt sie aggressiv zu bekämpfen? Werden die Protestanten eingelullt von einem scheinbaren Friedenskurs der katholischen Kirche, die sich doch ihrem Wesen nach nie verändert hat?
Und dann ist da Papst Leo der XIII., Regierungszeit von 1878 bis 1903. Auf ihn beruft sich Leo XIV. ganz explizit, wenn es um die Auswahl seines Papstnamens geht. „‚Gerade weil ich mich berufen fühle, diesen Weg weiterzugehen, habe ich den Namen Leo XIV. gewählt‘, erklärte der neue Papst laut Vatican News. Papst Leo XIII., der 1891 mit seiner bahnbrechenden Enzyklika Rerum Novarum (Neue Dinge) die soziale Frage ins Zentrum der katholischen Lehre rückte. „Leo XIII. stellte sich den Herausforderungen der ersten industriellen Revolution – heute stehen wir vor einer neuen: der Revolution der künstlichen Intelligenz und ihrer Auswirkungen auf Gerechtigkeit, Arbeit und Menschenwürde“, sagte Leo XIV.
Wie 2015 Papst Franziskus in „Laudato si“ widmet auch 1891 Leo XIII. in Rerum Novarum einen Abschnitt der Ruhetagsfrage. Diese zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Geschichte des Papsttums hindurch, ist immer wieder Thema auf Konzilien und später in Enzykliken. Dadurch wird deutlich, wie immens wichtig der katholischen Kirche das Thema Sonntag ist. In Rerum Novarum ist sogar von einer „pflichtmäßigen Sonntagsruhe“ die Rede (Artikel 32). Hier zeigt sich der unduldsame Charakter Roms. Wie immer in katholischen Enzykliken wird dabei das göttliche Gebot, den Sabbat heiligzuhalten, auf das Halten des heidnischen Sonntags übertragen. Wie der Historiker Dr. David Trim in einem Vortrag beim neunten Weltkongress der Internationalen Religionsfreiheitsvereinigung (IRLA) in Silver Spring 2023 erwähnte, stand innerhalb der Regierungszeit von Leo XIII. in den 1880er Jahren der US-Kongress kurz davor, ein nationales Sonntagsgesetz zu verabschieden. Adventisten setzten sich damals aktiv dafür ein, dass dieses Gesetz am Ende nicht verabschiedet werden sollte.
Papst Leo XIII. wird auch als der Papst der Enzyklen bezeichnet – nicht weniger als 86 dieser Schreiben entstammen seiner Feder. Er gilt als der Papst, der die vatikanische Außenpolitik völlig umkrempelte – von einem Kirchenstaat durchaus weltlicher Prägung hin zur Diplomatie der Überparteilichkeit und des Multilateralismus. Diese neue Art der Außenpolitik war es, die den Papst und seine Nachfolger letztlich als moralische und überparteiliche Instanz etablieren sollte.
An dieses Erbe will Leo XIV. anknüpfen. Er zitierte das Schreiben Evangelii gaudium seines Vorgängers Franziskus und nannte ausdrücklich die „pietà popolare“, die Volksfrömmigkeit, als Ausdruck des sensus fidei – des Glaubenssinns des Volkes Gottes. In Evangelii Gaudium findet der Laizismus, die strikte Trennung von Kirche und Staat, kritische Erwähnung (Artikel 65). Außerdem wird immer wieder auf Maria verwiesen.
Auch für den Augustiner Leo XIII. war Maria immens wichtig. „Papst Leo XIII. hat sich unstreitig das größte Verdienst um den Rosenkranz erworben“, schreibt katholischglauben.de. Auch daran knüpft Leo XIV. an. Während seiner Ansprache zur Amtseinführung vertraute er den Dienst des Bischofs von Rom, des Hirten der Weltkirche, Maria an. Damit ist die Tür für die Dämonen weit geöffnet, denn mit niemand anderem verkehrt, wer scheinbar mit Verstorbenen kommuniziert und von ihnen Botschaften empfängt.
Zu Beginn der Amtszeit Leos XIV. schrieb Vatican News: „Die Wahl des Namens „Leo“ ist […] alles andere als symbolisch oder zufällig. Vielmehr greift der neue Papst auf ein reiches geistliches und soziales Erbe zurück, das er bewusst für die Gegenwart aktualisieren will.“ Trifft das zu, kann man zusammenfassend sagen, dass mit Leo der XIV. ein machtbewusster Papst an das Ruder der katholischen Kirche getreten ist, der die Vorrangstellung des Papsttums stärken will wie Leo I. Er wird engste Zusammenarbeit mit politischen Mächten vorantreiben wie Leo III., und wird den Sieg über den Protestantismus einfahren wollen wie Leo X., wenn auch mit anderen Mitteln. Wie Leo XIII. wird auch Leo XIV., dabei diplomatisch geschickt vorgehend und taktierend, Einfluss nehmen auf gesamtgesellschaftliche Entwicklungen und dabei den Diskurs vorgeben wollen. Rosenkranz, der Glaube an Maria, Volksfrömmigkeit und damit Aber- und Geisterglaube werden gefördert. Anknüpfend an Leo XIII., aber auch an seinen Vorgänger Franziskus, wird er dabei taktisch äußerst klug vorgehen, um möglichst viele ins Boot der katholischen Kirche zu holen. Dabei ist Leo XIV. ein Papst für alle: Die Konservativen mögen ihn, weil er gegen Abtreibung ist, die Linken, weil er für Migration ist. Dabei ist er katholisch durch und durch.
Dass Leo XIV. Amerikaner ist, spielt ihm in die Karten. Amerika vollzieht augenblicklich einen großen Schwenk in Richtung Katholizismus. Project 2025, von Katholiken gemacht, die die aktuelle Marschrichtung für das Amerika Trumps vorgeben.
Es zirkulieren Bilder und Nachrichten, die die Nähe von Vatikan und Politik eindrucksvoll unterstreichen. Trump als Papst. Selensky und Trump in vertraulichem Gespräch im Vatikan dicht beieinandersitzend. Leo der XIV., der den Vatikan ins Gespräch bringt als Ort für Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine. Und die Protestanten? Die machen es dem Löwen aus dem Stamm der Römer leicht, in dem sie, sich selbst andienend, eine enge Zusammenarbeit mit dem Papst über Konfessionsgrenzen hinweg wünschen. „Evangelii Gaudium“ macht es deutlich: Sie werden, wie der verlorene Sohn, gern wieder in den Mutterschoß der Kirche aufgenommen werden (Art. 46).
Alles, aber auch alles deutet auf das Szenario hin, welches in Offenbarung 13 angekündigt ist: Weltliche Macht und antichristliche geistliche Macht arbeiten zusammen, um am Ende Anbetung einzufordern. Fast die ganz Welt wird sich vor ihnen beugen. Im großen, heilsgeschichtlichen Zusammenhang aber ist Leo XIV. nicht mehr als nur ein kleiner Baustein in der Gesamtschau biblischer Prophetie. So schauen Christen hoffnungsvoll über die Zeichen der Zeit hinaus, auf den, der wiederkommen wird: Das geschlachtete Lamm, der wahre Löwe aus dem Stamm Juda (Offenbarung 5, 5-6). Vor ihm allein beugen sie ihre Knie, vor niemand anderem sonst.
Wir von Amazing Discoveries wünschen Ihnen ein festes Herz und Gottes reichen Segen!
StpH, 28.05.2025